Brillen leiten Menschen mit Behinderungen bei der Arbeit an. Intelligente Werkbänke unterstützen Arbeitsabläufe. Apps lotsen Menschen durch unübersichtliche Gebäude. Bunt und kreativ. Mit durchdachten Technologien. So stellt sich Sabrina Wolf einen inklusiven Arbeitsmarkt vor, den Menschen mit Behinderung bereichern. Die Referentin im Projekt KI-Kompass Inklusiv tüftelt mit ihrem Team bereits an dieser Vision.
Das bundesweite Projekt baut an einem Kompetenzzentrum für KI-gestützte Assistenztechnologien. Die digitalen Helfer unterstützen Menschen mit Behinderungen im Alltag, beim Lernen oder Arbeiten. Sie erkennen zum Beispiel Sprache, Bilder oder Bewegungen und helfen so, Barrieren zu überwinden. Die Technologien machen viele Aufgaben leichter und ermöglichen mehr Selbstständigkeit sowie Teilhabe am Arbeitsleben. Bei KI-Kompass Inklusiv geht es darum, dieses Potential von KI zu nutzen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) fördert das Projekt, das noch bis Ende 2027 läuft.
Projektmitarbeiterin Sabrina Wolf erzählt, was den KI-Kompass Inklusiv einzigartig macht und welche Veränderungen für unsere Gesellschaft möglich sind.

Wenn ich an KI-gestützte Assistenzssysteme denke, fallen mir Alexa und Google Assistant ein. Helfen die Systeme Menschen mit Behinderung?
Sabrina Wolf: Alexa und Co. steuern Lampen und Geräte im Haushalt. Damit unterstützen sie Menschen im Alltag. Beim KI-Kompass Inklusiv gehen wir etwas weiter. Wir möchten, dass die Arbeitswelt inklusiver wird und Arbeitsplätze mit KI-gestützten Assistenzsystemen so gestaltet werden, dass Menschen mit Behinderungen individuell unterstützt werden. Adaptive Lernplattformen passen Inhalte und Methoden an die Bedürfnisse von Menschen mit Lernbehinderungen an. Intelligente Brillen, die blinden und sehbehinderten Menschen Texte vorlesen, Objekte erkennen und Gesichter identifizieren können.
Welche Technologien beeindrucken dich am meisten?
Sabrina Wolf: Da gibt es keine konkreten. Die Vielfalt der Technologien und ihre verschiedenen Funktionen begeistert mich. Eine Menge an KI-Systemen gibt es bereits, weitere werden noch entwickelt. Im Projekt sehen wir oft, dass vor allem der Bedarf an KI-Technologien zur psychischen Unterstützung hoch ist.. Ein Beispiel dafür: Es gibt eine App für Menschen mit Neurodiversität, die verschiedene Werkzeuge bietet. Sie passt Schreibstile in Texten an, sodass sie höflicher und formeller klingen. Sie unterteilt Aufgaben in kleinere Arbeitsschritte und schätzt die Dauer von einzelnen Aktivitäten.
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Was fasziniert dich am Projekt KI-Kompass Inklusiv besonders?
Sabrina Wolf: Ich fand das Projekt von Anfang an spannend, eben weil es die beiden Bereiche Inklusion und KI verbindet. Das finde ich total innovativ. Und ich mag die Idee, dass man neue Technologien gezielt in Bereichen einsetzt, wo sie für unsere Gesellschaft wirklich hilfreich und unterstützend sein können.
Wie kann das Projekt KI-Kompass Inklusiv die Gesellschaft inklusiver machen?
Sabrina Wolf: Wir möchten mit dem Einsatz von KI-gestützten Assistenzssystemen im beruflichen Alltag eine inklusivere Gesellschaft schaffen. Die KI-Systeme helfen Barrieren und Hürden - ob physisch oder digital - abzubauen. Dieses Potenzial wollen wir nutzen. Mit den digitalen Helfern sollen Menschen mit Behinderungen für sie bislang unzugängliche Arbeitsfelder erreichen. Dafür müssen die KI-gestützten Assistenztechnologien verantwortungsvoll eingesetzt werden.
Wie helfen euch Menschen mit Behinderungen dabei, euer Projektziel zu erreichen?
Sabrina Wolf: Menschen mit Behinderungen sind von Anfang an an Bord. Als Expert:innen in unserem Begleitgremium beraten sie und geben uns Feedback. Zum Beispiel für Veranstaltungskonzepte oder neue Projektprodukte. In den verschiedenen Praxislaboren entwickeln und erforschen wir gemeinsam die KI-gestützten Assistenzsysteme. Und wie deren Einsatz auf dem Arbeitsmarkt gelingen kann. Die gesammelten Erfahrungen werten wir dann aus.
Wie sind die Praxislabore des Projekts konkret aufgebaut?
Sabrina Wolf: Die Praxislabore haben vier Schwerpunkte: Arbeitgeber, KI-Forschung sowie Entwicklung, KI-Anbieter und Rahmenbedingungen. In den Arbeitgeber-Praxislaboren erproben Menschen mit Behinderungen zusammen mit Unternehmen und Reha-Einrichtungen die Technologien über einen längeren Zeitraum im realen Arbeitsalltag.
Die KI-Welt entwickelt sich rasant weiter. Wie bleibt ihr up-to-date?
Sabrina Wolf: Dafür haben wir die Projektsäule KI-Monitoring entwickelt. Wir wollen für unser Projekt und die Zielgruppe fundierte, aktuelle Daten zu den KI-Systemen bereitstellen. Etwa zum Stand der Entwicklung und Verfügbarkeit von KI-gestützten Assistenztechnologien mit Fokus auf berufliche Teilhabe. Dafür haben wir eine Monitoring-Datenbank aufgebaut, die regelmäßig aktualisiert wird. Die Ergebnisse sind auf unserer Projektwebseite mit Steckbriefen einsehbar.
Wir wollen, dass die Menschen in interaktiven Formaten ins Ausprobieren kommen. So gestalten wir den Zugang zu Inklusion und KI so niedrigschwellig und barrierearm wie möglich.

Wie gewinnt ihr Unternehmen für die Themen KI und Inklusion, die vorher kaum damit zu tun hatten?
Sabrina Wolf: Momentan wird häufig gesagt: KI ist in aller Munde. Aber das ist gar nicht so. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie wenige Menschen mit KI zu tun haben. Egal ob Geschäftsführer:in oder Mitarbeitende.
Ein wichtiger Teil unserer Projektarbeit sind deswegen Infoveranstaltungen und Schulungen mit Praxisbeispielen, sowie Beratungen. Wir wollen, dass die Menschen in interaktiven Formaten ins Ausprobieren kommen. So gestalten wir den Zugang zu Inklusion und KI so niedrigschwellig und barrierearm wie möglich.
Das ist auch ein Grund, warum der KI-Kompass Inklusiv gefördert wird, richtig?
Sabrina Wolf: Für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) ist es wichtig, dass die aktuellen Trends für KI und Inklusion zusammengebracht werden. Dieser Fokus lässt sich auch damit erklären, dass Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) 2007 unterschrieben hat. Damit hat sich die Bundesrepublik verpflichtet, Menschen mit Behinderungen einen gleichberechtigten Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. An dieser Stelle setzt unser Projekt KI-Kompass Inklusiv an, weil KI-gestützte Assistenztechnologien ein großes Potenzial bieten.
Das Projekt soll bis 2027 laufen. Wie geht es danach weiter?
Sabrina Wolf: Bis Ende 2027 soll das Kompetenzzentrum stehen. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. Das Kompetenzzentrum soll mit dem Wissen und den Angeboten, die wir erarbeitet haben, den Zielgruppen weiter zur Verfügung stehen. Die Finanzierungsmöglichkeiten müssen noch überlegt und geprüft werden.
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